Streuwiesen
Streuwiesen prägen die Ostallgäuer Landschaft in besonderer Weise. Sie haben für uns Menschen einen hohen Erlebniswert, da sie vom Frühjahr bis in den Herbst hinein blühen. Im Herbst verfärben sie sich goldbraun und bilden so einen reizvollen Kontrast zu saftig grünen Wiesen und Weiden und dunklen Wäldern.
Streuwiesen wachsen in Niedermooren und auf anderen ganzjährig feuchten Standorten. Sie gehören zu den gefährdetsten Biotopen, auch wenn man sie besonders im Süden des Landkreises Ostallgäu noch öfters sieht.
Streuwiesen sind genaugenommen kein natürlicher Lebensraum, sondern sind nach der Rodung von Moorwäldern und durch jahrhundertelange extensive Mahdnutzung entstanden. Insofern sind sie Teil unserer Kulturlandschaft. Das Mähgut dient aufgrund der späten Mahd in der Regel nicht mehr als Futter, sondern wird traditionell als Einstreu im Stall genutzt, daher ihr Name.
Streuwiesen werden nicht gedüngt und erst im Herbst gemäht. So können hier zahlreiche gefährdete und geschützte Pflanzen wachsen, die weniger konkurrenzstark sind und erst spät im Jahr blühen und aussamen. Typische Arten sind Orchideen wie Breitblättriges Knabenkraut und Sumpf-Stendelwurz, Enzianarten wie Stängelloser Enzian und Schwalbenwurz-Enzian, Breitblättriges Wollgras, Großer Wiesenknopf, Teufels-Abbiss und Mehl-Primel. Besonders große Bedeutung haben sie für Insekten und dabei insbesondere Schmetterlinge. Viele davon kommen ausschließlich auf Streuwiesen vor, und einige sind sogar auf ganz bestimmte Pflanzenarten für ihren Lebenszyklus angewiesen, so z.B. die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge und der Abbiss-Scheckenfalter.
Mit dem Wandel in der Viehwirtschaft (Einführung der Güllewirtschaft, Stroh als Einstreu) ist der Bedarf an Streue stark zurückgegangen. Die allermeisten der vor hundert Jahren noch existierenden Streuwiesen sind entweder verbracht und verbuscht, oder sie wurden entwässert und intensiviert, zu Ackerland umgebrochen oder aufgeforstet.
Streuwiesen sind ein unersetzlicher Lebensraum für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt, darunter zahlreiche gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten. Deshalb sind sie seit 1982 über das Bayerische Naturschutzgesetz geschützt und für ihre fachgerechte Pflege gibt es staatliche Fördergelder über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm.
Die Wiederherstellung von Streuwiesen nach Nutzungsaufgabe und die regelmäßige Herbstmahd sind mit das größte Aufgabengebiet des LPV Ostallgäu. Dabei ist wichtig, dass das Mähgut auch herausgeräumt wird, um eine Überdüngung und Verfilzung zu verhindern.